Landwind

Der Landwind – ein China-Kracher?

 Nach der Schuh-, Pullover- und T-Shirtsschwemme aus China erwartet Europa derzeit eine Flut von Billigautos: Anfang Juli legte der erste Frachter mit Autos „Made in China“ in Antwerpen an - bestimmt fĂĽr den europäischen Markt. Und auf der IAA in Frankfurt stellen drei chinesische Automobilhersteller ihre Fahrzeuge vor: Brilliance, Geely und JMC den Landwind. Insgesamt sind 25 chinesische Aussteller vertreten.
Damit setzt sich eine Invasion aus Fernost fort, die Mitte der 60er Jahre mit japanischen Billigautos fĂĽr Euroland begann, Mitte der 70er Jahre folgten die Koreaner, gemeinsam haben sie mittlerweile in Deutschland einen Marktanteil von rund 16 Prozent. 
Doch die mehr als einhundert chinesischen Automobilhersteller legen noch drauf, produzieren rund sechs Millionen Autos noch preiswerter, indem sie billige Arbeitskräfte nutzen,  fremdes Equipment und bewährtes Know-how. Der  ĂĽbersättigte chinesische Automarkt setzt auf minimale Herstellungskosten: In Deutschland sind fĂĽr eine Produktionsstunde etwa 30 Euro aufzuwenden, in Polen fĂĽnf  - in China dagegen noch keine zwei.  Rund Tausend Arbeiter fertigen beispielsweise beim Automobilhersteller JMC (Jiangling Motors Company; 30 % gehören zu Ford, 12 % zu Isuzu) jährlich 50.000 Autos – mit Robotern aus Japan, FlieĂźbändern aus GroĂźbritannien und einer LackierstraĂźe aus Deutschland.
Spitzenmodell von JMC und erstes Importfahrzeug auf dem europäischen Markt ist der Geländewagen „Landwind“ mit einem Kampfpreis ab 15.000 Euro.  Der Niederländer Peter Bijvelds, der sich einst mit Nissan-Importen sein Geld verdiente, will dieses Jahr noch 3000 Offroader aus China importieren.
Von auĂźen erinnert der Landwind an den Opel Frontera (ein geklonter Isuzu Trooper), der im letzten Jahrtausend in England nach japanischen Ideen fĂĽr ganz Europa gebaut wurde. In Deutschland war er damals der erfolgreichste Geländewagen. Technikstand „Baujahr 1992 – 1995“ produziert in chinesischer Lizenz bedeutet beim Landwind: Blattfedern hinten, kein ABS, Schadstoffklasse Euro-3. 
Für einen Monatslohn von umgerechnet gut 40 Euro bearbeitet bei JCM ein Heer von fleißigen Arbeitern den Landwind, verklebt das Kunstleder recht schnell und faltig, verkleidet das Fahrzeuginnere mit Pappmaschee ähnlichem Plastik – vernachlässigt aber Detailarbeit. Im Fahrbetrieb bedeutet die Kombination aus unausgewogenen Bauteilen und veralteter Technik eine äußerst schwache Motorisierung und mäßiger Fahrkomfort. Agiles Handling, hohe Sicherheit und komfortables Fahren sind Fremdworte. Die chinesische Sprache glänzt mit gefühlsechten Fahrbahnimpressionen und widerwilliger Beschleunigung, die jeden fahrerischen Übermut im Keim erstickt. Die schwammige Lenkung geht bei Geradeausfahrt auf Distanz - trotz permanenter Korrekturen.
So bleibt denn der Landwind in der technisch teils recht anspruchsvollen SUV-Landschaft hierzulande eher ein laues Lüftchen. Ist einem Landwirt oder Förster allerdings Qualität schnuppe, eignet sich der Geländewagen durchaus als beschauliches Arbeitstier im Wald- und Wiesenverkehr, der viel Blech für wenig Geld bietet.
Ab 14.995 Euro kostet der Landwind in Deutschland. Dafür bekommt der Käufer Benzinmotoren (2.0 – 84 KW <2WD>; 2.4 – 92 KW <2WD und 4WD>, die von Mitsubishi stammen, oder ab 18.050 Euro eine Dieselvariante mit Isuzumotoren (2.8 – 68 KW <2WD und 4WD>). Dazu eine „Vollausstattung“ ohne Aufpreis: Fünftürer, Leder, Klimaanlage, elektrische Fensterheber und Alufelgen. Beifahrerairbag kostet zusätzlich 345 Euro, eine Anhängerkupplung 406 Euro.
Bisher stehen die Fahrzeuge noch im holländischen Erp bei Eindhoven. Importeur Peter Bijvelds baut dort ein Ersatzteillager auf und organisiert ein entsprechendes europaweites Händlernetz. Er hat die Generalvertretung fĂĽr 27 Länder fĂĽr fĂĽnf Jahre exklusiv. In diesem Jahr  hofft er „einige hundert Fahrzeuge“ in Deutschland abzusetzen. Peter Bijvelds: „Aus Deutschland erreichen uns permanent Anfragen von VW-, Opel- oder Fordhändlern, vor allem aber von freien Autowerkstätten, die direkt mehrere Landwind kaufen wollen“. So hat sich mittlerweile in Deutschland ein Händlernetz etabliert, das aus Autohäusern der Louis Dresen GmbH, der MAG Metz oder Corsmann besteht.
Keine Überlebenschance für den Fahrer, wenn es zu einem Unfall kommt: Der Billig-Geländewagen Landwind aus China hat beim Crash-Test des ADAC katastrophale Ergebnisse erzielt. Die Fahrgastzelle, der Überlebensraum des fast zwei Tonnen schweren Autos, brach beim Frontal-Crash mit 64 km/h völlig zusammen. Der Fahrer hätte keine Überlebenschance gehabt. Nicht viel besser fiel der Seiten-Crash mit 50 km/h aus – auch hier hätte sich der Fahrer sehr schwere Kopfverletzungen zugezogen.
Fazit des ADAC: Der Jiangling Landwind erreicht beim Frontalcrash trotz Fahrerairbag lediglich 1 von 16 möglichen Punkten. Die in das Fahrzeug stark eindringenden Teile (Lenkrad, Instrumententafel und Vorderrad) können schwerste bis tödliche Verletzungen hervorrufen, was zur Abwertung führt. Gravierende Konstruktionsfehler führen zu einer untragbaren Reduktion des Überlebensraumes. Mit diesem Ergebnis wird deutlich, dass sich die Firma JMC noch nicht mit den in Europa anerkannten Sicherheitsstandards auseinandergesetzt hat.

Landwind-Daten:

SUV mit Hinterradantrieb und zuschaltbarem Allradantrieb und Geländereduktion;
Motor: 4 Zyl., Benziner/Diesel; 2,0 – 2,8 l; Leistung: 84 – 92 kW (114–125 PS); Drehmoment: 163/210 Nm; Länge x Breite X Höhe: 4,74 x 1,8 x 1,75 m;
Höchstgeschwindigkeit: 145-160 km/h; Verbrauch: 8,5/7 l (Herstellerangaben); Leergewicht: 1750-1930 kg;

 

Aufbruch in China

Saic (Shanghai Automotive Industries Corporation) hat Interesse an Fiat (Schon im letzten Jahr Ssangyong gekauft, die erste AuslandsĂĽbernahme eines chinesischen Konzerns im Ausland). Saic ist chinesischer Partner von VW und GM, deren Lizenzfahrzeuge gebaut werden. KĂĽrzlich hat man von MG Rover die Lizenz zum Bau der Mittelklasselimousine Rover 75 erworben; 2007 will man ein eigenes Auto entwickeln.

Jazz - Made in China

Am 24. Juni hat Honda in China 150 Jazz auf ein Schiff verladen, die in Deutschland und Italien verkauft werden sollen. Honda hat ein Joint-Venture in Guangzhou mit der Guangzhou Auto Group und der Dongfeng Motor Group, mit denen man 10.000 Jazz für den europäischen Markt bauen will.

Es begann vor 40 Jahren in Japan ...

Während der Exportoffensive mit Unterhaltungselektronik, Computer, Motorädern bleibt die Autoindustrie Stiefkind. Japaner produzieren als Lizenznehmer englischer und amerikanischer Firmen Autos für den japanischen und asiatischen Markt. 1960 etwa 170.000 Pkw.
Anfang der 60er-Jahre entstehen Pkw nach amerikanischen oder europäischen Vorbildern. Europäische Designer gestalten die Karosserien. Als der eigene Markt gesättigt war, beginnt man Mitte der 60er-Jahre mit dem Aufbau einer Verkaufsorganisation in den USA.
Schon 1968 produziert man mehr als zwei Millionen Pkw.
1967 bauen Toyota und Datsun/Nissan Verkaufsorganisationen in Belgien auf und beginnen den Export nach Europa.
1980 ist Japan mit sieben Millionen produzierten Pkw Spitzenreiter vor den USA.
Da die Produktionszahlen in den Industriestaaten sinken, versucht man die Einfuhr gesetzlich zu begrenzen. Die Japaner entscheiden sich daraufhin fĂĽr den Aufbau von Montagewerken in USA und Europa.

... und vor 30 Jahren in Korea

1970 produzierten die Koreaner noch 15.000 Fahrzeuge, 1980 schon 60.000 und 1990 fast eine Million. Der Automobilhersteller Hyundai dominiert dabei. 1977 entsteht der „Pony“ (mit Mitsubishi Motor). Der preiswerte Pony kann sich vor allem in den USA und in Kanada durchsetzten.